Fallbeispiel Pflege mit Migrationshintergrund
Vera Jakobowski wurde 1935 in Jarotschin, Polen, geboren. Mit fünf Jahren wurde sie Kriegswaise. Eine deutschstämmige verwitwete Nachbarin mit drei Söhnen nahm das Mädchen auf. 1941 zog die Familie nach Deutschland in die fränkische Schweiz. Ein Verwandter hatte dort einen Bauernhof, musste zum Kriegsdienst und seine kränkliche Frau brauchte unbedingt Hilfe auf dem Hof. Der Verwandte kehrte nicht zurück, seine Frau starb und Veras Pflegemutter erbte als einzige Angehörige das Anwesen. Vera lernte schnell deutsch und lebte sich in dem Dorf gut ein, zumal ihre älteren Brüder energisch dazwischen gingen, wenn die kleine Schwester als „Polackin" gehänselt wurde.
Vera blieb alleinstehend, pflegte später ihre Mutter bis zu deren Tod und versorgte mit einem Bruder den Bauernhof. Der heiratete, bekam zwei Kinder, doch die Ehe scheiterte bald. Vera ersetzte seinen Kindern die Mutter.
Im Sommer 2005 starb ihr Bruder an einem Herzinfarkt, einen Tag später erlitt Vera einen Apoplex. Zurück blieb eine Hemiparese der rechten Körperhälfte, doch Vera lernte wieder zu laufen, wenn auch sehr langsam. Außerdem waren eine erhöhte Vergesslichkeit und Wortfindungsstörungen bleibende Folgen.
Die Nichte und ihr Mann übernahmen nun nebenberuflich den Hof und Vera half trotz ihrer Beeinträchtigungen im Haus und Garten. Doch die langen Anfahrtswege zu ihren Arbeitsstellen in Bayreuth waren belastend, der Bauernhof warf keine Gewinne ab und so verkauften sie 2007 den Hof und dafür ein Einfamilienhaus am Stadtrand von Bayreuth, wo mit großem Aufwand für Vera das Erdgeschoss behindertengerecht umgebaut wurde.
Doch Vera baute in kürzester Zeit massiv ab. Gespräche mit ihr waren kaum noch möglich, die Vergesslichkeit nahm zu und sie fiel immer häufiger in tiefe Depressionen. Schließlich fand man heraus, dass das nicht Folge des Apoplexes war, sondern dass sie außerdem an Morbus Alzheimer in einem fortgeschrittenen Stadium litt. Da eine Fremd- und Eigengefährdung bestand, stimmte die Nichte schließlich zu, dass Vera in einer Einrichtung untergebracht wurde und besucht sie dort regelmäßig.
Wenn Vera sich nicht wohl fühlt, spricht sie oft nur polnisch und sucht ihre Brüder. Es wurde festgelegt, dass sie dann ihren noch lebenden Bruder in Wiesbaden vom Telefonapparat im Erdgeschoss anrufen soll, der sie auf Polnisch meist schnell beruhigt bekommt. Seit zwei Tagen leidet Vera an einem grippalen Infekt mit Husten, Schnupfen, Halsschmerzen und erhöhter Temperatur. Sie ist sehr unruhig und akut depressiv, nicht im Bett zu halten und ruft ständig nach ihrem Bruder.
Fallbeispiel Osteoporose
Frau Schiffer, 82 Jahre alt, wurde im heutigen Polen geboren und kam als Flüchtling mit ihrer Mutter nach Bayern. Sie lernte Schneiderin und heiratete 1958 einen Berufskraftfahrer. Kurz nach der Geburt des Sohnes starb ihr Mann bei einem Verkehrsunfall. Sie blieb mit ihrem Sohn allein und arbeitete dadurch bis 1988 durchweg in ihrem Beruf. Zuletzt war sie Abteilungsleiterin in einer großen Schneiderei für Trachtenmode. Ihrem Sohn ermöglichte sie eine gute Schulbildung und Studium.
Vor zwei Jahren kam sie auf eigenen Wunsch in das Pflegeheim Sonnenschein. Davor lebte sie bei ihrem Sohn und wurde von der Schwiegertochter betreut. Sie leidet bereits seit zwanzig Jahren an einer Osteoporose, die sich in den letzten Jahren zunehmend und drastisch verschlimmerte. Daher wollte sie ihrer Schwiegertochter nicht weiter ihre Pflege zumuten.
Durch Deformierungen der Wirbelsäule hat sie fast 20 cm ihrer Körpergröße verloren. In ihrer Bewegungsfähigkeit ist sie stark eingeschränkt. Zum Gehen benötigt sie einen Rollator. Besonders morgens klagt sie trotz Schmerztherapie über starke Schmerzen, sodass sie oft nicht das Bett verlassen möchte. Abends muss sie gelagert werden, da sie nur halbsitzend schlafen kann. Das Einschlafen bereitet ihr Probleme, bis sie die richtige Schlafposition gefunden hat. Außerdem leidet sie oft unter Kreislaufproblemen und Schwindel.
Frau Schiffer ist harn- und stuhlkontinent, benötigt kein Inkontinenzmaterial. Aber die Bewohnerin trinkt zu wenig, da sie befürchtet, nicht schnell genug zur Toilette zu kommen. Da sie beim An- und Ausziehen Hilfe benötigt, braucht sie eine Begleitung zur Toilette. Allgemein fällt es ihr schwer zu akzeptieren, dass sie bei der Grundpflege Unterstützung benötigt. Nach einem Sturz vor vier Jahren, bei dem sie sich zwei Rippen brach, fürchtet sie, wieder zu fallen und ist in ihren Bewegungen übervorsichtig. Daher läuft sie auch nur kurze Strecken und mag ihren Sohn und Schwiegertochter nicht besuchen. Diese kommen Montags, Mittwoch und Freitags um 16°° Uhr vorbei und bleiben meistens eine Stunde bei der alten Dame.
Frau Schiffer ist geistig klar und orientiert. Durch ihren früheren Beruf legt sie großen Wert auf ihre Kleidung und berät gerne in Modefragen. Sonntags besucht sie gerne den Hausgottesdienst. Wenn die Schmerzen erträglich sind, zeigt sie Lebensfreude, unterhält sich gern und ist immer zu Scherzen aufgelegt. Im Haus Sonnenschein ist sie bei Bewohnern und Pflegepersonal deshalb beliebt.
Fallbeispiel Gewalt in der Pflege
Bei Frau Braun geht heute alles schief. Die Altenpflegerin im Seniorenstift „Abendsonne" hatte gestern bis 22°° Uhr Spätdienst und heute Frühdienst. Eigentlich arbeitet sie nur halbtags. Aber zwei Kollegen kündigten und obendrein sind viele Kollegen krank, sodass sie ständig einspringen muss. Heute Morgen hat Frau Braun prompt verschlafen. Sie hätte es vielleicht noch pünktlich zur Arbeit geschafft. Aber als sie gerade gehen will, steht ihre kleine Tochter mit starken Zahnschmerzen weinend in der Tür. Frau Braun weckt ihren Mann. Dieser braucht ewig, bis er endlich wach ist und reagiert sehr ungehalten, dass sie ihn so früh stört. Es kommt zum Streit. Endlich steht er auf und kümmert sich um das Kind.
Frau Braun hechtet los zur Arbeit, das Auto springt zuerst nicht an, jede Ampel ist rot und so ist sie statt um 6°° um 6:30 Uhr auf Station. Die Schichtleitung brüllt sie vor den Kollegen an, wieso sie jetzt erst käme. Frau Braun schluckt ihren Ärger runter. Sie weiß, dass sie bei einer Auseinandersetzung mit dieser Kollegin sowieso den Kürzeren zieht. Wenn diese Kollegin die Schichtleitung hat, hat Frau Braun immer das Gefühl, dass diese ihre Position ausnutzt, um sie zu schikanieren.
Es kommt noch schlimmer. Frau Braun wird zu Frau Meister geschickt, um sie zu versorgen. Jeder weiß, dass Frau-Braun und diese Bewohnerin sich absolut nicht leiden können. Frau Meister erinnert Frau Braun an eine Tante aus ihrer Kindheit. Der konnte sie nie etwas recht machen, unaufhörlich kritisierte sie an ihr rum. Frau Meister möchte mit Frau Professor angesprochen werden. Frau Braun denkt gar nicht daran, diese Bewohnerin mit Frau Professor anzusprechen. Denn Frau Meister hatte nie studiert, ihr Mann war Professor. „Hat nie gearbeitet, hatte keine Kinder" denkt Frau Braun verächtlich „und stellt nur Ansprüche". Der Ärger ist vorprogrammiert, denn Frau Meister wünscht eigentlich um 9°° Uhr aufzustehen. Entsprechend unwirsch reagiert die Bewohnerin beim Wecken. Frau Braun ignoriert ihren Protest und bringt sie wortlos zum Sitzen, zieht ihr die Schuhe an und schiebt sie ins Bad. Frau Meister wird immer aggressiver und beschimpft schließlich die Altenpflegerin als „dummes Bauerntrampel". Frau Braun platzt der Kragen und sie bezeichnet Frau Meister als „Schmarotzerbrut". Frau Meister ist außer sich, beginnt zu schreien und schlägt auf Frau Braun ein. Daraufhin geht Frau Braun weg und lässt die gehbehinderte sturzgefährdete Bewohnerin alleine im Bad stehen.
Fallbeispiel Strukturelle Gewalt
Frau Sommer, 82 Jahre alt, war bis zu einem schweren Schlaganfall vor einem halben Jahr ausgesprochen rüstig und rege und wirkte auf ihre Umwelt dadurch erheblich jünger. Nach der Akutversorgung im Krankenhaus war sie in einer Rehaklinik. Die vollständige Halbseitenlähmung rechts konnte nicht wesentlich verbessert werden. Immerhin lernte Frau Sommer in der Rehaklinik, mit Hilfe eines Rollators kurze Strecken alleine zu laufen, benötigt für weitere Strecken jedoch einen Rollstuhl. Da sie seit dem Schlaganfall in der Alltagsbewältigung umfangreiche Unterstützung benötigt, zog sie schweren Herzens vor vier Monaten in ein Altenheim. Neben der Halbseitenlähmung leidet sie unter einer Herzschwäche. Durch die Herzschwäche muss sie häufig nachts Wasserlassen und befürchtet, den Gang zur Toilette nicht rechtzeitig zu schaffen, sodass sie sich kaum traut, fest einzuschlafen. Beim morgendlichen Wecken um 6:30 Uhr ist sie deshalb unausgeschlafen und fühlt sich wie gerädert.
Frau Sommers Tochter bat vor einigen Wochen die Stationsschwester darum, dass man ihre Mutter morgens länger schlafen lässt, zumal Frau Sommer auch früher nie so früh aufgestanden sei. Das lehnte die Stationsschwester ab mit dem Hinweis auf die Heimordnung und Frühstückszeiten.
Fallbeispiel Sterbepflege
Hertha Grün ist 96 Jahre alt und lebt seit 2 Jahren im Altenheim. Durch einen Schlaganfall hatte sie vor 3 Jahren eine rechtsseitige Halbseitenlähmung erlitten und konnte sich nicht mehr allein versorgen. Ihre Kinder konnten wegen eigener Berufstätigkeit die Mutter nicht pflegen, so dass Frau Grün ins Heim zog. Frau Grün fühlte sich recht wohl, sie konnte sich mit dem Rollator allein fortbewegen, brauchte bei der Köperpflege nur leichte Hilfestellungen. Vor 3 Wochen hat sie einen schwere Grippe durchgemacht, von der sie sich nicht mehr erholt hat, da ihre Herzinsuffizienz sich sehr verschlechtert hatte. Von Pflegestufe 1 wurde sie in die Stufe 3 eingeordnet.
Seit einer Woche ist Frau Grün oft sehr schläfrig, sie verweigert auch die Nahrung. Der Hausarzt wird benachrichtigt, möchte aber in Absprache mit den Kindern Frau Grün nicht mehr in die Klinik einweisen, da ihr Herz sehr geschädigt ist. Frau Grün hat zudem eine Patientenverfügung, sie hatte sich gewünscht, wenn es soweit ist, einen würdevollen Tod zu sterben. Die Pflegekräfte spüren, dass Frau Grün der Abschied aber nicht leicht fällt, sie wirkte mitunter recht aggressiv, dann aber wieder sehr teilnahmslos. Die Kinder machen sich große Sorgen um die Mutter, sie wissen nicht wie sie helfen können, sie fühlen sich oft mit der Sterbesituation überfordert. Seit 3 Tagen ist Frau Grün nun nicht mehr ansprechbar, die Pflegekräfte spüren, dass es dem Ende zugeht und versuchen über die basale Stimulation den Kontakt zu ihr zu halten. Als eine Pflegekraft nach ihr schauen will, findet sie die Bewohnerin regungslos im Bett vor.
Fallbeispiel aus der Abschlussprüfung 2009 LuL
Aufgabe2: Katja, Schülerin der zehnten Klasse der Berufsfachschule für Sozialpflege, absolviert seit vier Wochen ihre praktische Ausbildung im Wohnheim St. Anton für Menschen mit geistiger Behinderung. In der Roten Gruppe betreut sie neben acht anderen Bewohnern Erwin. Dieser ist 48 Jahre alt, geistig behindert (Trisomie 21) und arbeitet tagsüber in der angrenzenden Werkstätte.
Als Sozialpflegepraktikantin Katja Erwin am Nachmittag bei seiner Rückkehr ins Wohnheim an der Tür begrüßt, umarmt er sie überschwänglich und flüstert ihr zu: "Geh´n wir eine rauchen?"Katja befreit sich aus seiner Umarmung, lässt ihn stehen und geht sofort in die Teeküche. Aufgelöst berichtet sie dort ihrer Anleiterin Sabine: "Erwin hat mich bedrängt, ihm eine Zigarette zu geben!"
(Das stimmt so nicht, denn er wollte mit ihr rauchen gehen. Dass er eine Zigarette von ihr schnorren wollte, wurde so nicht beschrieben.)
Fallbeispiel Ausscheidung
Frau Kasimir ist 43 Jahre alt und lebt seit 20 Jahren auf der Wohngruppe „Sieglinde" der Lebenshilfe. Aufgrund einer schweren geistigen und körperlichen Behinderung ist Frau Kasimir bettlägerig. Ihr Zimmer ist in warmen Farben gestrichen, an Wänden hängen viele Bilder von Hunden und Katzen. Auch im Bett der Bewohnerin befinden sich einige Kuscheltiere, die zum Lagern der Bewohnerin benutzt werden. Frau Kasimir kann sich nicht verbal äußern, sie äußert sich durch Laute, die als zustimmend oder ablehnend gedeutet werden können. Auch durch Gestik und Mimik kann sie sich einbringen. Bei Schmerzen und Angst schreit sie laut und schlägt mit den Händen. Frau Kasimir hört sehr gerne ruhige Musik, auch auf Berührungen reagiert sie positiv. Morgens schläft sie lange, sie wird erst um 9.30 Uhr geweckt. Da sie täglich abends gebadet wird, werden ihr am Morgen nur das Gesicht und die Hände gewaschen, die Zähne ( im Oberkiefer fehlen 2 Schneidezähne) geputzt und die Intimpflege mit Einlagenwechsel durchgeführt. Die Haut im Intimbereich ist nicht gereizt, zeigt aber seit 2 Tagen eine Rötung in der Analfalte. Der Urin ist am Morgen dunkelgelb und riecht leicht scharf, auch ist meist etwas weicher Stuhlgang in der Einlage.
Nach der Morgentoilette wird Fr. Kasimir angekleidet und bekommt ihr Frühstück mundgerecht zubereitet und im Bett eingegeben. Danach wird sie in den Liegerollstuhl gelegt und in den Gemeinschaftsraum gebracht.
Fallbeispiel aus der Abschlussprüfung 2009 LuL
Aufgabe 1: Jan, 9 Jahre alt, leidet unter einer Cerebralparese (Bewegungsstörung durch frühkindliche Hirnschädigung) und ist auf den Rollstuhl angewiesen. Er besucht die dritte Klasse einer Schule für Körperbehinderte. Seine Lehrer und Betreuer beschreiben ihn als intelligenten, aufgeweckten Jungen, der allerdings in vielen Bereichen des täglichen Lebens noch sehr unselbständig ist. Er ist der älteste von vier Kindern der Familie Krügel. Da die Familie in einem kleinen Dorf mehr als 80 km von der Schule entfernt wohnt, besucht Jan unter der Woche das der Schule angeschlossene Internat. Die Eltern haben der Internatsunterbringung ihres Sohnes schweren Herzens zugestimmt, verwöhnen ihn aber oftmals am Wochenende. Die Mutter meint: "Wir wollen ja, dass unser Junge weiß, dass wir ihn genauso lieben wie die anderen drei Racker!"
Fallbeispiel Herzinsuffizienz
Frau Sauerbier ist 87 Jahre alt und wohnt in einem Altersheim. Sie leidet an zunehmender Herzinsuffizienz. Es machte sich zunächst durch Atemnot beim Treppensteigen bemerkbar. Mittlerweile klagt sie unter Luftnot, wenn sie flach im Bett liegt. Nachts muss sie mehrmals auf die Toilette. Beim Aufstehen und Aufrichten wird ihr oft schwindlig. Ihr Gang ist langsam, beim Treppensteigen muss sie sich festhalten und oft stehen bleiben, um Atem zu holen. Frau Sauerbier ist oft nach dem Essen übel.
Fallbeispiel Herzinsuffizienz, Thrombose
Herr Flaschenbier ist 63 Jahre alt und fühlt sich fit, obwohl sein Arzt kürzlich eine Herzinsuffizienz bei ihm feststellte. Darauf kann er keine Rücksicht nehmen, denn er ist beruflich stark gefordert. Von seinem Schreibtisch aus dirigiert er von morgens bis in die Nacht ein erfolgreiches Unternehmen. Oft trifft er sich mit Geschäftspartnern in Amerika und Asien. Die damit verbundenen Geschäftsessen sind für ihn eine willkommene Abwechslung. Er isst gerne, was sein starkes Übergewicht deutlich zeigt, obwohl er in der Firma selten zu geregelten Mahlzeiten kommt. Die Zeit reicht oft nicht einmal aus, in Ruhe seinen Kaffee zu trinken. Allerdings würde er nie ein Restaurant besuchen, in dem er nicht rauchen darf. Herr Flaschenbier raucht sogar während des Essens. Letztes Jahr hatte er eine Thrombose. Das war sehr ärgerlich, weil ihm durch die Erkrankung ein wichtiges Geschäft platzte. Der Arzt warnte ihn, dass er jederzeit wieder eine Thrombose bekommen könnte. Warum? Welche Risikofaktoren hat er und was müsste er dringend ändern, um die Thrombosegefährdung zu senken?
Fallbeispiel Herzinsuffizienz
Frau Fischer, geboren 1933 (82 Jahre), wurde im heutigen Tschechien geboren und musste mit ihren Eltern 1945 ihre Heimat verlassen. Zunächst fanden sie in der Oberpfalz eine neue Heimat. Dort beendete Frau Fischer die Schule und erlernte den Beruf als Verkäuferin. 1958 heiratete sie einen Kollegen und bekam ein Jahr später ihren Sohn.
Ihr Mann war ihre große Liebe. Doch er verfiel mehr und mehr dem Alkohol. Im volltrunkenen Zustand kam es immer wieder zu gewalttätigen Übergriffen. War er wieder nüchtern, zeigte er sich reuig und versprach, nie wieder Alkohol zu trinken. Als er sich dann auch an dem damals zweijährigen Sohn vergriff, verließ sie ihren Mann. Er und seine Familie versuchten mit allen Mitteln, sie zur Rückkehr zu bewegen. Um den Nachstellungen zu entkommen, zog sie schließlich mit ihrem Sohn 1961 nach Franken und ließ sich scheiden.
In einer oberfränkischen Stadt fand sie eine Anstellung als Verkäuferin in einem großen Warenhaus. Nach ihrer gescheiterten Ehe blieb sie mit ihrem Sohn allein. Obwohl ihr früherer Mann nie Unterhalt für das gemeinsame Kind zahlte, konnte ihr Sohn studieren und verdient heute als Chemiker in einem pharmazeutischen Werk sehr gut.
Bereits in früheren Jahren hatte Frau Fischer häufig Probleme mit dem Kreislauf und dem Herzen. Es wurde bei ihr bereits 1978 eine Herzinsuffizienz festgestellt, sodass sie regelmäßig Medikamente einnehmen musste. Obwohl sie immer in ärztlicher Behandlung war, verschlimmerte sich die Herzinsuffizienz. Frau Fischer wurde immer weniger belastbar und ermüdete sehr schnell. Schließlich wurde sie 1988 berufsunfähig und musste ihre Arbeit in dem Warenhaus, in dem sie sich bis zur Abteilungsleiterin hochgearbeitet hatte, aufgeben.
Ihr Sohn finanzierte ihr zahlreiche Kuraufenthalte und stellte eine Haushaltshilfe ein, um seine Mutter zu entlasten. Dennoch war sie von der Alltagsbewältigung zunehmend überfordert. Auf kleinste Anstrengungen reagierte sie mit extrem starker Atemnot.
Vor zwei Jahren zog sie dann auf eigenen Wunsch in das Pflegeheim Abendruhe. Das Pflegeheim ist nur fünf Gehminuten von der Arbeitsstelle des Sohnes entfernt, sodass er wochentags nach der Arbeit täglich bei ihr vorbeischauen kann. An den Wochenenden besucht sie die Schwiegertochter oder ihr Enkelkind.
Fallbeispiel Parkinson
Die 58 jährige Rosa Kreuz* arbeitete als Stationsschwester. Vor etwa 8 Jahren war ihr beim Ausfüllen der Stations-Dienstpläne erstmals aufgefallen, dass sie nicht mehr so schnell schreiben konnte und ihr Schriftbild undeutlicher wurde. Auch die Wachsmalerei, die sie in ihrer Freizeit betrieb, ging ihr nicht mehr so einfach von der Hand. Wegen der ziehenden Schmerzen und einer unangenehmen Steifigkeit im Bereich des rechten Oberarmes, die sie zudem schon seit einiger Zeit plagten, hatte sie damals zunächst einen Orthopäden aufgesucht. Zur Linderung der Schmerzen und mit dem Verdacht einer Schultergelenksarthrose verschrieb dieser schmerzstillende Mittel und krankengymnastische Behandlungen. Während sich die Schmerzsymptomatik besserte, wurden die Schwierigkeiten beim Schreiben und Malen mit dem rechten Arm immer stärker, innerhalb eines Satzes wurde die Schrift immer kleiner. Auch bei anderen Aktivitäten (z.B. beim Schuhebinden) machte sich zunehmend eine merkliche Unruhe und ein Zittern im rechten Unterarm und in der rechten Hand bemerkbar. Unter Aufregung nahm das Zittern spürbar zu, was Frau Kreuz auf die Arbeitsbelastung und die Spannungen innerhalb ihrer Familie zurückführte.
Fallbeispiel Bedürfnismodell nach Maslow und Arten der Pflege
Die vierzehnjährige Regina ist von zu Hause weggelaufen und lebt in Berlin auf der Straße. Sie und ihre Freunde putzen bei Autofahrern an den Ampeln Windschutzscheiben, um sich Geld zu verdienen. Manche Autofahrer sind großzügig, andere jagen sie aber auch weg. Oft reicht das Geld nicht, um sich satt zu essen.. Sie hat ständig Angst, von der Polizei aufgegriffen zu werden. Reginas Clique schläft im Sommer im Stadtpark, im Winter suchen sie nach offenen Haustüren, um in Mietshäusern heimlich im Treppenhaus zu übernachten. Regina hat einen Hund, den sie sehr liebt und der sie ständig begleitet. Dem Streetworker erzählte Regina, dass sie sich in ihrem jetzigen Leben endlich selbstverwirklichen könnte.
Die Eltern leiden sehr darunter, dass ihre Tochter ein Straßenkind ist. Reginas Vater war ein einfacher LKW Fahrer, der sich mit seiner Frau vor Jahren selbständig machte und eine erfolgreiche Spedition aufbaute. In der Woche, manchmal auch am Wochenende, verlassen sie morgens um 7°° Uhr das Haus und kommen erst spät abends heim. Reginas jüngere Schwester ist stolz, dass ihre Eltern beruflich so erfolgreich sind und genießt es, anerkannt und im Wohlstand aufwachsen zu können. Sie macht den Eltern viel Freude und glänzt mit guten schulischen Leistungen. Reginas Lebenswandel ist ihr peinlich. Regina galt schon früher als schwierig. Nach den Umzug in das eigene Haus verschlechterten sich ihre Noten und auf ihre kleine Schwester reagierte sie eifersüchtig. Zweimal brachte die Polizei Regina nach Hause. Ihr Hund kam ins Tierheim, wo er bestens versorgt wurde. Die Eltern vermieden jegliche Vorwürfe. Dennoch rannte sie wieder weg und es gelang ihr, den Hund zurückzubekommen. Regina hatte letzten Herbst eine Bronchitis. Ihre Freunde besorgten ihr Salbei, kochten daraus einen Tee und rieten ihr, diesen Tag im Versteck zu bieiben, sich auszuruhen und warm zu halten. Sie putzte dennoch auf einer Kreuzung die Windschutzscheiben und obwohl es regnete, trug sie nur ein T-Shirt, weil sie sehr bei der Arbeit schwitzte. Am Abend hatte sie hohes Fieber und Schütteifrost. Aus der Bronchitis war eine Lungenentzündung geworden. Der Streetworker brachte sie ins Krankenhaus. Nach einer Woche intensiver Pflege war sie soweit wiederhergestellt, dass ihre Eltern sie abholen sollten. Obwohl Regina wusste, dass sie Wärme, gute Ernährung und Ruhe brauchte, verschwand sie kurz vorher und kehrte auf die Straße zurück.
Fallbeispiel Apoplex (Depression, arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus Typ 2, beidseitigen Gonarthrose)
Frau Rennt ist 80 Jahre alt, seit 2 Jahren Witwe und lebt seit 9 Monaten im Altenheim. Sie ist auf eigenen Wunsch dorthin gezogen, weil sie sich in zunehmendem Maße nicht mehr selbst versorgen konnte. Das Putzen und Einkaufen fiel ihr besonders schwer. Bislang hatte Frau Rennt sich immer wohlgefühlt und sich nach eigenen Aussagen auch an das Leben und den veränderten Tagesablauf im Altenheim gewöhnt. Sie legt viel Wert auf ihr Äußeres und kleidet sich immer altersgemäß. Kinder haben sie und ihr an einem Herzinfarkt verstorbenen Mann keine. Besucht wird sie 2-3x in der Woche von ihrer 4 Jahre jüngeren und einzigen Schwester. Sie hat auf eigenen Wunsch einen Betreuer. Sie isst gerne und geniesst das nachmittägliche Kaffeetrinken mit ihren Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern. Sie ging viel mit einem Gehstock herum und suchte ständig Kontakt zu MitbewohnerInnen und dem Pflegepersonal.
Bei der Geburtstagsfeier einer Mitbewohnerin vor 6 Monaten fiel sie wie vom Schlag getroffen von ihrem Stuhl und war bewusstlos. Der sofort benachrichtigte Notarzt diagnostizierte einen Apoplex mit Hemiplegie rechts. Nach abgeschlossener Akutbehandlung und anschliessender Rehabilitationsmaßnahme wird Frau Rennt mit ihrem Einverständnis auf die Pflegestation des Altenheimes verlegt.
Aufgrund ihrer Hemiplegie ist Frau Rennt mobilitätseingeschränkt und benötigt Hilfe beim Aufstehen. Laufen ist nur mit einem Rollator möglich und auch hier zeigt sie ein unsicheres Gangbild. Aufgrund einer Gesichtsfeldeinschänkung rechts neigt Frau Rennt dazu, Hindernisse nicht zu erkennen. Eine sensorische Aphasie erschwert die Kommunikation, sie äußert Zustimmung oder Ablehnung über Handzeichen. Eine nach dem Apoplex entstandene Harninkontinenz wurde im Krankenhaus sowie in der Reha mit Inkontinenzhosen versorgt. Die Bewegungseinschränkung aufgrund der Hemiplegie erschwert ihr die Zubereitung der Mahlzeiten, macht sie bisweilen sogar unmöglich. Die Mahlzeiten können aber selbständig zu sich genommen werden.
Frau Rennt ist zeitlich und örtlich nicht (Veränderte Orientierung) vollständig orientiert und neigt zu Depression und depressiven Verstimmungen. Fr. Rennt hat eine arterielle Hypertonie, einen Diabetes mellitus Typ 2 und leidet seit einigen Jahren an einer beidseitigen Gonarthrose.
Fallbeispiel Apoplex mit rechtsseitiger Halbseitenlähmung (chronische Obstipation, Urininkontinenz, Wortfindungsschwierigkeiten, sozialer Rückzug, Arthrose, Bluthochdruck)
Frau Erna Meier, geboren 1939, lebt seit einer Woche im Pflegeheim St. Anton. Sie besaß mit ihrem Mann einen Bauernhof. Vor vier Jahren zog Frau Meier mit ihrem Mann in einen kleinen Seitentrakt des Hauses und überließen das Resthaus ihrer einzigen Tochter mit Schwiegersohn und deren zwei kleinen Kindern. Seitdem half Frau Meier der Tochter bei der Versorgung der Kinder, Haushalt und Gemüsegartens. Ihr Mann starb überraschend vor einem Jahr. Vor 7 Wochen erlitt Frau Meier einen Schlaganfall.
Nach der klinischen Akutversorgung kam sie in eine Rehaklinik. Obwohl die Tochter sich sofort bereit erklärte, die Pflege der Mutter zu übernehmen, lehnte sie ab und wollte in ein Pflegeheim. Sie befürchtete, ihrer Tochter nur noch zur Last zu fallen. Durch ihre rechtsseitige Halbseitenlähmung kann sie nicht frei stehen und ist auf den Rollstuhl angewiesen. Dazu kommt eine chronische Obstipation und Urininkontinenz. Am meisten leidet sie jedoch unter ihrer Sprachstörung, die sich durch starke Wortfindungsschwierigkeiten bemerkbar macht.
Sie zieht sich zurück und vereinsamt, weil die Kommunikation erschwert ist. Sie schämt sich, es ist ihr unangenehm. Fühlt sich nicht mehr vollwertig. Die Bewegungseinschränkungen werden verstärkt durch eine schmerzhafte Arthrose beider Kniee. Frau Meier hatte bereits seit zwei Jahren einen schwankenden Blutdruck und litt häufig unter Bluthochdruck. Ihr Hausarzt hat deshalb eine tägliche Blutdruckkontrolle verordnet.
Fallbeispiel Apoplex mit rechtsseitiger Hemiplegie
Der verwitwete Herr Klein, 72 Jahre, früher Lehrer in einer Realschule mit den Fächern Deutsch und Sport, lebt seit zwei Wochen im Pflegeheim St. Maria. Vor sechs Wochen erlitt Herr Klein einen Apoplex mit rechtsseitiger Hemiplegie. Nach dem Klinikaufenthalt war klar, dass er sich nicht mehr alleine versorgen kann. Zu seinen beiden Kindern wollte Herr Klein nicht ziehen, da sie selber Familie haben und in anderen Bundesländern leben. Herr Klein wollte in Bayern bleiben. Neben der Hemiplegie leidet Herr Klein unter Schluck- und Sprachstörungen mit schweren Wortfindungsstörungen. Als Rechtshänder hat Herr Klein große Probleme, die linke Hand einzusetzen. Sein Gleichgewichtsgefühl ist gestört, das freie Stehen und Gehen nicht möglich, sodass er auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Außerdem ist er urininkontinent und leidet unter einer starken Obstipation. Aber Herr Klein hat sich nicht aufgegeben. Er hat sich zum Ziel gesetzt, in absehbarer Zeit nicht mehr auf den Rollstuhl angewiesen zu sein und mit dem Rollator laufen zu können. Hochmotiviert nimmt er regelmäßig an den Angeboten der Physiotherapie teil. Außerdem besucht er den wöchentlichen Singkreis.
Fallbeispiel aus der Abschlussprüfung 2009 Pflege und Betreuung
1. Aufgabe: "Ach, Susanne! Ich weiß gar nicht mehr, was ich machen soll! Nach meinem Schlaganfall hat sich alles verändert. Ich war doch immer so gerne unter Leuten und nun kann ich mich schon fast nicht mehr spüren." (Logik?)
Frau Huber, 79 Jahre, ist Bewohnerin im Seniorenheim Alpenland.
Sozialbetreuerin Susanne lernte Frau Huber bereits in ihrem ersten Praktikum vor einem halben Jahr kennen, die damals im Bereich "Betreutes Wohnen" lebte. Dort kannten alle die Dame als lebensfrohe und aktive Person. Durch häufige Gespräche konnte Susanne Vertrauen zu ihr aufbauen. (Widerspruch) Jetzt trifft Susanne Frau Huber im Pflegebereich wieder; ihre Grundsituation hat sich nach einem Schlaganfall geändert. (Wirklich?) Sie erzählt weiter:
"Sie wissen ja, ich konnte mich doch immer selber waschen. Dass das nun andere für mich tun müssen, kann ich nur schwer akzeptieren. Das Waschen ist jetzt für mich irgendwie unheimlich: Ich spüre nur die linke Körperseite, als würde es die rechte gar nicht mehr geben. (Das wäre vermutlich auch so, wenn sie sich selber waschen könnte!) Ich will da auch nicht mehr hinübersehen; (?!?!) nach meinem Gefühl gehört die nicht mehr zu mir. Oh, jetzt läuft mein Speichel wieder! Entschuldigen Sie bitte, Susanne! Ich kann das einfach nicht kontrollieren. Und immer dieser fahle Geschmack im Mund; ständig habe ich das Gefühl, dass ich aus dem Mund rieche. Aber noch schlimmer ist, dass ich mich so leicht verschlucke und das dann nicht mehr abhusten kann. Ich meine jedes Mal, ich muss fast ersticken." (´fast´ ist ja nicht weiter schlimm)
Frau Huber macht eine Pause. Susanne hat schon zu Beginn bemerkt, dass der früher so redegewandten Frau das Sprechen schwerfällt.
"Aber gestern war ich seit langem wieder mal außerhalb des Bettes. Mir war gleich so schwindlig; ich musste mich sofort wieder hinlegen. Mein Herz hat wie wild geschlagen. Trotzdem hat es mir Mut gemacht, dass ich wieder aus dem Bett herausgekommen bin, aber anstrengend war es und ich musste stark schwitzen. (???)
Ich bin auch erleichtert, dass ich den Urin wieder einigermaßen halten kann. Richtig schlimm war die erste Zeit, als sie mir den Blasenkatheter entfernt haben. Jetzt geht nur noch ab und zu etwas daneben, vor allem wenn ich am Morgen aufwache und dann mein Bett hochgestellt wird. Aber peinlich ist mir das immer noch."
Fallbeispiel Morbus Alzheimer
Frau Schmidt ist 92 Jahre alt und lebt seit fünf Jahren in einem Pflegeheim. Vor ihrem Einzug lebte sie mit ihrem Mann 60 Jahre in einem Einfamilienhaus am Stadtrand. Als sie mit ihrem einzigen Kind schwanger wurde, beendete sie ihre Berufstätigkeit und widmete sich fortan nur mehr dem Sohn, dem Mann und dem Haushalt. Nach der Pensionierung ihres Mannes baute er rapide geistig und körperlich ab. Jahrelang pflegte sie ihn. Zuletzt war er bettlägrig. Vor sieben Jahren verstarb er.
Kurz nach seinem Tode, sie war 85 Jahre, veränderte sich ihr Verhalten. Sie verlegte oder verlor wichtige Dinge, beschuldigte ihre Nachbarn oder Verwandte deswegen und entwickelte Wahnideen von Verfolgt- und Bestohlen-Werden. Sie fand immer häufiger nach Spaziergängen oder Einkäufen nicht mehr ohne fremde Hilfe zurück zu ihrem Haus. Nachts begann sie ihr Haus zu putzen oder wollte einkaufen, tagsüber verschlief sie oft den Tag.
Zunehmend war sie nicht mehr in der Lage, ihren Alltag zu bewältigen. Sie vergaß zu essen und ihre Körperpflege ließ sichtbar nach. Kontakte zu Freunden und Bekannten mied sie, Unterhaltungen wich sie aus. Nachbarn beschwerten sich, weil sie öfter vergaß, die Herdplatten auszumachen. Zweimal entstand dadurch ein Brand, der aber rechtzeitig bemerkt schnell gelöscht werden konnte. Ihr Sohn sah sich gezwungen, aufgrund der Eigen- und Fremdgefährdung seiner Mutter sich ärztlichen Rat einzuholen. In einer Klinik wurde schließlich festgestellt, dass Frau Schmidt an Morbus Alzheimer erkrankt ist. Der Sohn brachte sie in einer behütenden Einrichtung stationär unter. Nach ihrem Einzug in die Einrichtung verschlimmerte sich ihr Zustand massiv, sodass sie nicht mal mehr ihren Sohn erkannte. Sie reagierte auf Mitbewohner und Pflegepersonal anfangs sehr aggressiv und verweigerte sich Beschäftigungsangeboten.
Fallbeispiel Demenz
Maria S. arbeitet in einem Haus für Demenzkranke. Mit Frau A. kann sie sich relativ gut unterhalten. Frau A. ist auch gut im Heimalltag zu integrieren und nimmt an den diversen Beschäftigungsangeboten teil. Frau B. ist seit vier Monaten in der Einrichtung. Sie ist sehr introvertiert. Schwere Wortfindungsschwierigkeiten machen eine Unterhaltung mit ihr fast unmöglich. Ansonsten ist sie recht unauffällig. Beide Frauen bewohnen zusammen ein Zweibettzimmer. Mit der früheren Mitbewohnerin hatte Frau A. oft Streit, weil diese sehr unruhig war. Mit Frau B. versteht sie sich gut. Frau A. bekommt regelmäßig Besuch von ihren Angehörigen, Frau B. hat nie Besuch. In der Spätschicht an einem Sonntag kommen die Angehörigen von Frau A. empört zu Maria S. und verlangen eine sofortige Verlegung von Frau B. in ein anderes Zimmer. Durch beharrliche Nachfragen erfährt Maria S., dass Frau B. den zwölfjährigen Sohn der Besucher massiv sexuell belästigt hatte.
Welche Ursache könnte verantwortlich sein für das Verhalten von Frau B? Welche Maßnahmen könnten greifen, um derartige Vorfälle zukünftig zu vermeiden?
Durch die sexuelle Belästigung des Kindes eskalierte die Situation extrem. Eine Verlegung wurde nicht angedacht, weshalb die Angehörigen damit drohten, Frau A. aus der Einrichtung zu nehmen und woanders unterzubringen, worunter die Frau sehr gelitten und vermutlich extrem abgebaut hätte. Nachdem die Angehörigen gegen Pflegepersonal, Heimleitung und Ärzte blockten, wurde der Pfarrer um Hilfe gebeten. Er leitete dann sehr konstruktive Gespräche ein.
> Sie begriffen, dass der Sohn nicht als Sexualobjekt gemeint war und Frau B. ihm auch nichts Böses antun wollte. Sie hatte ihn „angesprochen“, weil sie Kinder mochte und hoffte, dass er sie am ehesten wahrnehmen würde.
> Sie erkannten, dass sie das Verhalten provoziert hatten, indem sie zu ihren Besuchen wortlos an Frau B. vorbeigingen und sie nicht beachteten. In ihrem eigenen Zimmer wurde sie in die Isolierung oder Einsamkeit gedrängt und ihr der einzige Kontakt, Frau A., entzogen.
> Das PP erkannte, dass es an dem Verhalten ebenfalls nicht unschuldig war. Sie war zu „unauffällig“ oder „pflegeleicht“. Die Pflegeplanung wurde grundsätzlich überdacht und überarbeitet und Frau B. mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht und gezielter in Beschäftigungen einbezogen.
> Als „Feuerwehrmaßnahme“ empfing Frau A. ihren Besuch danach nicht mehr im Zimmer, sondern in einem kleinen Aufenthaltsraum, der fast nie benutzt wurde.
> Den Angehörigen konnte vermittelt werden, dass die beiden Frauen sehr harmonisieren. Für Beide wäre ein Einzelzimmer nicht sinnvoll gewesen. Frau A. lebte zuerst mit einer BW zusammen, mit der sie ebenfalls gut auskam. Nach deren Tod hatte sie eine sehr untriebige BW im Zimmer und reagierte mit Aggressionen. Als sie dann alleine lebte, war sie extrem orientierungslos. Mit Frau B. hatte sie sich gut stabilisiert. Für Frau B. wäre in ihrer Vereinsamung ein Einzelzimmer undenkbar gewesen.
> Einige Monate später hatte Frau A. Besuch, kam aber nicht in den Tagesraum. Die Angehörigen suchten auch in ihrem Zimmer nach ihr. Sie saß bei Frau B. am Bett, die krank war und wollte nicht kommen. Das war der Durchbruch. Die Angehörigen besuchten nun beide Frauen, nach einer Weile auch mit dem Sohn und nahmen auch Frau B. mit auf Spaziergänge und Ausflüge. Es kam nie wieder zu einer grenzwertigen Situation. Die Angehörigen lernten aber nun, besser mit der Behinderung von Frau A. umzugehen und zu akzeptieren.
Fallbeispiel Demenz und Sexualität
Die Situation auf der Pflegestation ist seit Wochen personell sehr angespannt. Zusätzlich gibt es mit Hern C. Probleme. Herr C. leidet unter Morbus Alzheimer im fortgeschrittenen Stadium. Zunehmend zeigt er gegenüber dem Pflegepersonal bei der Grundpflege, besonders bei der Intimwäsche, ein sexualisiertes Verhalten durch Anzüglichkeiten und vermehrt auch körperliche Annäherungen. Besonders schlimm wurde es, als eine neue Mitarbeiterin eingestellt wurde, die ihre Attraktivität gerne zeigt. Inzwischen mag niemand vom Pflegepersonal mehr gerne die Grundpflege bei Herrn C. übernehmen. Nennen Sie mögliche Ursachen für seine Verhaltensänderung und eventuelle Pflegemaßnahmen.
> Es gab eine hausinterne Weiterbildung zu Sexualität im Alter und Demenz.
> Durch die Weiterbildung und Supervision konnte ersteinmal innerhalb des PP deeskaliert werden.
> Die Fallbesprechung ergab, dass sich Herr C. durch den mangelhaften Sichtschutz in der Nasszelle (fehlende Tür, regelmäßiges Vorbeigehen der Mitbewohner oder PP an der Nasszelle während der Grundpflege, häufig offene Zimmertür, damit freie Sicht in die Nasszelle vom Flur aus) präsentiert, „prostituiert“ und gedemütigt fühlte, was bei ihm sexuelle Phantasien auslöste.
> Herr C. wurde in ein Einbettzimmer verlegt, um die für ihn demütigende Situation am Waschbecken zu beenden.
> Der Versuch mit zwei PP für die Grundpflege scheiterte, da Herr C. sofort bei Anwesenheit einer zweiten PP massiver wurde.
> Die neue Mitarbeiterin wollte ihren Stil nicht ändern und begriff die Bitte um angepasste Kleidung als Eingriff in ihre Persönlichkeit. Die Einrichtung löste das Beschäftigungsverhältnis mit ihr innerhalb der Probezeit.
> Die personelle Situation bekam man nicht in den Griff. Für die gekündigte MA konnten aber Teilzeitkräfte eingestellt werden. Eine Berufsrückkehrerin konnte durch ihre Kinder nur von 9 bis 12 Uhr arbeiten. Da Herr C. gerne lange schlief, übernahm sie seine Grundpflege von Mo - Fr.
> Herr C. konnte seine verbalen Anzüglichkeiten nicht unterlassen, die aber im Rahmen blieben. „Seine“ PP entwickelte die Technik, dass sie auf seine sexualisierte Sprache damit reagierte, dass sie ihm von ihren Kindern erzählte. Augenblicklich unterblieben zotige Bemerkungen. Er unterließ jedoch die massiven körperlichen Belästigungen, auch am Wochenende, was als Erfolg der Maßnahmen gewertet wurde.
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